„So hätte ich das auch gemacht“ – Inwiefern KI uns wirklich hilft zu lernen

Ob Zusammenfassungen, Code schreiben, Aufsätze oder PowerPoints – KI hat ihren Weg in beinahe jede Branche gefunden. Die Versuchung, einfach eine Frage in ChatGPT einzugeben, anstatt selbst weiter zu knobeln, ist für viele groß. Doch während das Nachvollziehen von Antworten leichter fällt, bleibt die Frage: Lernen wir wirklich, wenn wir weniger kritisch denken und hinterfragen? Bis zu welchem Punkt unterstützt uns KI, und wann beginnt eine Regression?

Unsere Erfahrung

Wir haben auch innerhalb unseres Teams gefragt, wir unsere Entwickler KI benutzen. Es stellt sich heraus, künstliche Intelligenz konnte unserem Team schon ein paar mal unter die Arme greifen um Zeit zu sparen. „Anstatt einen Kollegen zu fragen wenn ich mal nicht weiter komme hab ich die KI gefragt“, wurde erklärt. Sie kann also als Werkzeug benutzt werden um Zeit zu sparen, jedoch ist es genau das, ein Werkzeug.

Komplexe oder sehr spezielle Fragen lassen sich jedoch oft nicht beantworten, da solche Informationen seltener im Internet geteilt werden und daher nicht ausreichend in KI-Modelle einfließen. In solchen Fällen müssen Entwicklerinnen und Entwickler ein solides Grundwissen haben, um die Antworten der KI zu hinterfragen und zu verbessern. KI kann helfen, Zeit zu sparen und aus einer gedanklichen Sackgasse herauszukommen, aber ob sie wirklich beim Lernen hilft, ist weiterhin fraglich.

Der Lerneffekt

Denn KI Assistenten garantieren nicht, dass man besser im Programmieren wird, es macht auch abhängig. Die schnelle Problemlösung gibt einem das erleichternde Gefühl direkt eine Lösung zu haben. Jedoch ist ein Lerneffekt nicht garantiert, so wie dass der Code der Effizienteste ist. In einem Blog Artikel erklärt Namanyay, dass wir langzeitiges Verständnis gegen kurzzeitige Produktivität eintauschen.

Da KI-Modelle auf öffentlich zugänglichen Daten basieren, können sie einfache Fragen und Aufgaben gut beantworten, insbesondere für Anfänger. Doch nicht alle Antworten sind aktuell – Programmiersprachen und Entwicklungsumgebungen verändern sich ständig. KI kann diese Dynamik nicht immer korrekt einschätzen, was zu fehlerhaften oder veralteten Ergebnissen führen kann.

Halluzinationen

Was auch nicht zu vergessen ist, ist das KIs kleine Charmeure sind – sie widersprechen uns recht ungern. Das kann gefährlich sein wenn jemand durch eine KI lernt und man selbst oder die KI einen Fehler macht. Denn diese will einem selten widersprechen und geben gegeben falls falsche Antworten um uns zu gefallen.

Diese sogenannten Halluzinationen sind besonders gefährlich, wenn jemand sich ausschließlich auf KI verlässt und keine kritische Reflexion anwendet.

Hinzu kommt, dass KI-Modelle einen Bias haben können – sei es politisch, geschlechtsspezifisch oder kulturell. Das bedeutet, dass nicht jede Antwort objektiv oder wissenschaftlich fundiert ist.

So ist es auch schon vorgekommen, dass Chatbots gezielt manipuliert worden sind, wodurch Falschinformationen verteilt wurden und einen politischen Bias gezeigt haben.
Vor allem in Zeiten wo künstlich erstelle Bilder und Videos immer realistischer Aussehen wird es wichtig falsche Informationen identifizieren zu können.

Learning by Doing

Wirkliches Lernen erfordert oft mehr als nur das Konsumieren von fertigen Antworten. Ob es um das Schreiben von Texten oder das Erstellen von Kunst geht: Durch eigene Recherche und den kreativen Prozess lernt man wesentlich mehr – insbesondere durch Fehler, die man auf dem Weg macht.

Ja, es dauert länger, aber das Erfolgserlebnis ist größer. Zudem entsteht das befriedigende Gefühl, etwas selbst erschaffen zu haben. Solche Projekte können in einem Portfolio präsentiert werden und sind ein Beweis für die eigenen Fähigkeiten – ganz ohne KI-Unterstützung.

KI in der Arbeitswelt

Und nicht jeder ist Fan von den schnell generierten Texten. Es kann sein, dass Sie sich mit einer künstlich hergestellten Bewerbung selbst ins Aus schießen. In einer Studie von Censuswide stellte sich fest, dass bereits drei Viertel der befragten Unternehmen KI Lebensläufe mit falschen Informationen erhalten. Die Folge daraus, 40% der Unternehmen mussten die Sichtungsdauer der Unterlagen verkürzen um weniger Zeit mit irrelevanten Bewerbungen zu verschwenden.

Und wenn es einen Tipp zum Bewerbungsschreiben gibt den man immer hört, ist es, herauszustechen. Das Problem ist, dass KI auf Daten im Internet basiert und diese zusammenfasst. Das Resultat, ein durchschnittlicher Lebenslauf, welcher schnell untergeht.

Um dies zu vermeiden haben bereits 30% der Unternehmen angefangen eigene KI Programme zu nutzen um künstlich generierte Bewerbungen auszufiltern.

Persönlichkeit überzeugt also nicht nur, sondern ist auch essentiell um heutzutage überhaupt gesehen zu werden.

Fazit

Es stimmt, dass KI immer leistungsfähiger wird und viele Aufgaben übernehmen kann. Doch es wird immer Bereiche geben, in denen menschliches Denken unersetzlich bleibt – insbesondere bei komplexen, kreativen oder sensiblen Themen. In vielen Fällen ist es wichtig, dass Menschen die Ergebnisse der KI kritisch überprüfen und kontextualisieren.

KI ist ein mächtiges Werkzeug, das viele Möglichkeiten bietet. Doch wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wie man es einsetzt. Wer KI nur nutzt, um schnell Antworten zu erhalten, wird langfristig weniger davon profitieren. Wer hingegen bewusst mit KI arbeitet, ihre Grenzen kennt und eigene Denkleistungen einbringt, kann sie als wertvolle Unterstützung verwenden, ohne den eigenen Lernprozess zu gefährden.

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